Seltene historische Rebsorten klären Sortengeschichte

In den letzten Jahren ließen spektakuläre Sortenfunde aufhorchen. Die Reben stammten aus alten oder aufgegebenen Weinbergslagen, standen an historischen Gebäuden oder warteten in Rebsammlungen auf ihre Entdeckung. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Weiße Heunisch, der mindestens 128 direkte Nachfahren gezeugt hat. Interessant ist auch die Klärung der Abstammung der weit verbreiteten, daher wirtschaftlich bedeutungsvollen und qualitativ hochwertigen Rotweinsorte Merlot. Sie ist einer Kreuzung von Magdeleine Noire des Charentes x Cabernet franc entsprungen. Wenige Rebstöcke von Magdeleine Noire des Charentes wurden in der Normandie und im Cognac-Gebiet an Häuserwänden wiederentdeckt. Der Name Magdeleine Noire des Charentes ist eine Phantasiebezeichnung, da mangels einer passender Beschreibung bzw. Abbildung in der ampelographischen Literatur keine Zuordnung zu einer bestehenden Sorte erfolgen konnte. Im Fall vom rotbeerigen Tempranillo, der führenden Traube des Rioja-Anbaugebiets lautet die Abstammung Albillo Mayor x Benedicto. Das fehlende Elternteil Benedicto fand man unter drei verschiedenen Namen in drei spanischen Rebsortimenten. Auch hier gelang noch nicht die Zuordnung zu einer historisch belegten Sorte.
Das Auffinden eines unbekannten Weinstocks in Rheinhessen im Rahmen des Erfassungsprojekts von Herrn Jung, seine Identifikation als Blaue Zimmettraube und die Entdeckung seiner Bedeutung als zweites passendes Elternteil vom Blauen Portugieser (Blaue Zimmettraube x Silvaner) und Blauer Lemberger (Blaue Zimmettraube x Weißer Heunisch), siehe die beiden Abbildungen, reiht sich in die bereits zitierten Beispiele ein.

Stammbaum vom Blauen Portugieser

Stammbaum vom Blauen Lemberger